Zahlungsabwicklung im Krypto-Zeitalter: Was fordern die «Travel Rules»?

Seit der Veröffentlichung der FATF-Richtlinien zum Umgang mit virtuellen Währungen im Juni 2019, den sogenannten «Travel Rules», wird weltweit an verschiedenen Lösungen gearbeitet, um den Anforderungen zur Bekämpfung der Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung in der Krypto-Welt gerecht zu werden. Nach nur einem Jahr gelingt es einem Schweizer Unternehmen, eine FINMA-konforme Bitcoin-Transaktion zwischen zwei Virtual Asset Service Providers («VASPs») zu tätigen, die erstmals vollautomatisiert die FATF Travel Rules umsetzt. Doch weshalb «konkurrieren» verschiedene Anbieter um eine Vorreiterrolle und worin unterscheiden sich die bestehenden Ansätze/Lösungen?

Zuerst einmal: Was regeln die FATF Travel Rules?

Anders als bei FIAT-Transaktionen, können Krypto-Transaktionen einen teilweise oder komplett anonymen Charakter aufweisen. Diese Eigenschaft birgt offensichtlich ein erhöhtes Potenzial für Geldwäscherei oder Terrorismusfinanzierung in sich. Mit der Anpassung der FATF «Recommendation 16» wurde die Empfehlung um den Umgang mit virtuellen Währungen erweitert. Ihr zufolge sollen bei Transaktionen zwischen VASPs, die einen Wert von USD 1’000 übersteigen, die Informationen zu Sender und Empfänger enthalten sein und entsprechend untereinander ausgetauscht werden.

Vom SWIFT-Netzwerk zur Krypto Travel Rules Transaktion

Mit der Gründung der Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication «SWIFT» im Jahr 1973, wurde ein wichtiger Meilenstein im internationalen Zahlungsverkehr erreicht. Bis heute wickelt das daraus entstandene Netzwerk Zahlungen und Nachrichten ab und gilt nach wie vor als Industriestandard für die Kommunikation zwischen Banken und Finanzintermediären. So entsteht aktuell - ähnlich wie im Jahr 1973 - erneut eine Art Netzwerk, welches sich indes speziell dem Datenaustausch von Krypto-Transaktionen widmet. Die Möglichkeit, ein SWIFT-Netzwerk neu zu schaffen, sowie der zunehmende regulatorische Druck haben entsprechend viele Marktteilnehmer mobilisiert, an Lösungsansätzen zu arbeiten und damit an den Markt zu treten. Dabei werden die verschiedenen Ansätze stark von relevanten Themen wie Dezentralisierung, GDPR, KYC, AML und PSD-Richtlinien geprägt.

Herausforderungen der Travel Rules

Der oben genannte Anonymitätscharakter von Krypto-Transaktionen hat seinen Ursprung hauptsächlich in der darunterliegenden Blockchain-Technologie. Deren dezentrale und öffentliche Eigenschaft ermöglicht grundsätzlich jedem, die Infrastruktur zu nutzen, ohne jegliche Kontrollen durchlaufen zu müssen. Zudem steht hinter einer Kryptowährung zumeist keine zentrale Organisation, die Kontrolle über das Geschehen auf der Blockchain nehmen oder deren Entwicklung direkt beeinflussen kann. Was von Blockchain-Enthusiasten als besonders positive Eigenschaft gesehen wird, bringt aus regulatorischer Sicht gewisse Herausforderungen mit sich, so unter anderem auch bei der Implementierung der FATF Travel Rules. Entsprechend verfolgt die Mehrheit einen Off-Chain-Ansatz, mit dem Ziel, nicht direkt auf der Blockchain-Ebene Änderungen vorzunehmen, sondern ein darauf basierendes Protokoll zu entwickeln, welches seinerseits mit der Blockchain kommuniziert und dennoch einen flexiblen, individuellen Aufbau ermöglicht.

Aktuelle Lösungsansätze

Zumeist stehen hinter einem Protokoll keine zentralen Stellen oder Organisationen. Ganz dem Dezentralisierungsprinzip der Blockchain entsprechend, haben sich verschiedene führende Industrieteilnehmer aus der ganzen Welt zu Gruppen vereint, die offen an der Implementierung und Weiterentwicklung einer Lösung mitwirken. Auch gibt es Projekte einzelner Unternehmen, die aufbauend auf bereits existierenden Produkten die Implementierung der Travel Rules umzusetzen versuchen. Deren verschiedene Lösungsansätze lassen sich vereinfacht in der Ausprägung von zwei Ebenen - der Übermittlungs- und der Verifizierungsebene - unterscheiden. Wobei die Übermittlungsebene die Technologie des Datenaustauschs zwischen VASP A und VASP B und die Verifizierungsebene die Identifikation bzw. Authentifizierung der Teilnehmer (VASPs) beschreibt. So kommt es, dass einige Protokolle auf bewährte Technologien zugreifen, während andere sich die dezentralen Eigenschaften einer Blockchain zu Nutze machen, und wiederum andere eine Mischform daraus nutzen.

17.09.2020




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