Regulatory Radar - Sommeredition 2025

Aktuelle Entwicklungen im Finanzdienstleistungssektor

Wir beobachten und kommentieren laufend für Sie ausgewählte Schlüsselthemen. Neuerungen aus den Bereichen Geldwäschereibekämpfung, Risk Management, Digitalisierung, Governance und Sustainable Finance sowie Aktuelles zum Finanzplatz Schweiz erfahren Sie zeitnah in unserem Newsletter. Mit dem Regulatory Radar erhalten Sie eine Übersicht zu unseren Publikationen, zudem gelangen Sie mit einem Klick zu sämtlichen Artikeln.


Zur Sommeredition 2025

Der Schweizer Finanzplatz ist geprägt von einer fortlaufenden Anpassung regulatorischer und technologischer Rahmenbedingungen, die sowohl Stabilität als auch Innovationskraft fördern sowie Transparenz und Effizienz stärken sollen. So präzisiert etwa das FINMA-Rundschreiben 2025/2 die Verhaltenspflichten nach FIDLEG und FIDLEV, insbesondere hinsichtlich der Kundenaufklärung, des Umgangs mit Interessenkonflikten sowie der Eignungs- und Angemessenheitsprüfungen. Finanzdienstleister sind verpflichtet, ihre internen Abläufe anzupassen, um eine einheitliche und transparente Beratung sicherzustellen, was zugleich einen erhöhten organisatorischen Aufwand mit sich bringt. Parallel dazu schreitet die geplante Einführung des staatlichen elektronischen Identifikationsnachweises (E-ID) voran. Die E-ID wird vom Bund herausgegeben und basiert auf einer dezentralen, nutzerzentrierten Technologie, die es den Inhabern ermöglicht, selbst über die Verwendung ihrer Identitätsdaten zu bestimmen. Für Finanzinstitute eröffnet dies die Chance, Prozesse wie die Online-Kundenidentifikation und das E-Banking-Login effizienter und kundenfreundlicher zu gestalten. Gleichzeitig müssen sie jedoch sicherstellen, dass technische, datenschutzrechtliche und compliance-relevante Anforderungen bei der Integration der E-ID in ihre Abläufe konsequent berücksichtigt werden.

Auch die Nachhaltigkeitsthematik bzw. der Themenkomplex rund um Sustainable Finance verbleibt im Fokus von Regulatoren, Unternehmen und Finanzinstituten, da die Integration ökologischer und sozialer Aspekte in Finanzentscheidungen als entscheidender Hebel für die Transformation der Wirtschaft gilt. Ein zentrales Element ist dabei die integrierte Berichterstattung, die klassische Finanz- und Nachhaltigkeitsinformationen systematisch zusammenführt. Getrieben durch regulatorische Vorgaben wie die CSRD, ESRS und nationale Gesetze, stehen Unternehmen vor der Herausforderung, qualitativ hochwertige und konsistente ESG-Daten bereitzustellen, um Transparenz und Vergleichbarkeit zu schaffen. Dies ist nicht nur eine Frage der Compliance, sondern auch ein Mittel, um Vertrauen bei Stakeholdern zu stärken und nachhaltige Wertschöpfung sichtbar zu machen. Die Praxis zeigt jedoch, dass die Umsetzung komplex und ressourcenintensiv ist – insbesondere im Schweizer Finanzsektor, wo laut WWF-Rating 2024 die grössten Retailbanken beim Thema ökologische Nachhaltigkeit durchschnittlich nur «Mittelmass» erreichen. Während nachhaltige Produkte zwar angeboten werden, bleibt ihr Marktanteil gering, und zentrale Umweltaspekte wie Biodiversität, Wasser und Abholzung sind in den Strategien bislang unterrepräsentiert.

Im Bereich Risk Management gewinnt der Umgang mit neuen Technologien und geopolitischen Herausforderungen weiter an Bedeutung. Die FINMA fordert Finanzinstitute auf, beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) klare Governance- und Risikomanagementstrukturen zu etablieren, um operationelle Risiken wie Modellfehler, Datenintegritätsprobleme, Cyberrisiken sowie rechtliche und Reputationsrisiken wirksam zu steuern. Dabei ist insbesondere die Sicherstellung der Datenqualität, die Nachvollziehbarkeit von KI-Entscheidungen und die klare Verantwortungszuweisung essenziell, um die Stabilität und Compliance der Systeme zu gewährleisten. Parallel dazu betont eine Studie der Schweizerischen Bankiervereinigung die Notwendigkeit, geopolitische Risiken – allen voran Sanktionen – strategisch zu managen, um rechtliche, wirtschaftliche und Reputationsrisiken zu minimieren. Die Anpassungsfähigkeit des Finanzplatzes, die Nutzung technologischer Innovationen zur Risikobewertung sowie eine proaktive Governance sind entscheidend, um in einem dynamischen Umfeld resilient und wettbewerbsfähig zu bleiben. Insgesamt zeigt sich, dass ein professionelles, vorausschauendes Risk Management, das technologische, regulatorische und geopolitische Risiken integriert, für die nachhaltige Stabilität und den Erfolg von Finanzinstituten unverzichtbar ist.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie eng technologische Innovationen mit regulatorischen Anforderungen und der Qualität der zugrundeliegenden Daten verknüpft sind. So stehen Finanzdienstleister auch im Kontext der Digitalisierung vor zwei zentralen Herausforderungen: der Regulierung von KI und der Sicherstellung hoher Datenqualität. Mit der geplanten Ratifizierung der KI-Konvention des Europarats und deren Überführung in nationales Recht setzt der Bundesrat auf einen technologieneutralen, prinzipienbasierten Regulierungsansatz, der Innovation fördert und gleichzeitig ethische Leitplanken für den Einsatz von KI schafft. Die Schweizerische Bankiervereinigung begrüsst diesen Weg, da er flexible und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen bietet, ohne die Branche durch zu detaillierte Vorgaben zu hemmen. In diesem Zusammenhang zeigt eine Reihe prominenter Beispiele aus der Finanzwelt, wie gravierend sich mangelhafte Datenqualität auf Geschäftsprozesse, Compliance und Risikomanagement auswirken kann – von hohen Geldstrafen bis zu millionenschweren Fehlüberweisungen. Gute Datenqualität ist daher nicht nur für regulatorische Anforderungen, sondern auch für die Effizienz und Sicherheit im Tagesgeschäft unerlässlich. Moderne Technologien wie KI und maschinelles Lernen bieten hier Chancen, Daten automatisiert zu analysieren und zu bereinigen.

Auf dem Gebiet der Geldwäschereibekämpfung spiegeln sich die Wechselwirkungen zwischen regulatorischen Anforderungen, technologischen Entwicklungen und operativen Herausforderungen ebenfalls wider. Die FATF hat ihre Empfehlung Nr. 1 überarbeitet, um den risikobasierten Ansatz (RBA) klarer und verhältnismässiger zu gestalten, damit AML/CFT-Massnahmen wirksamer und zugleich inklusiver werden. Dabei wird insbesondere auf die Vermeidung von „De-Risking“ und finanzieller Ausgrenzung Wert gelegt, die häufig aus einer unsachgemässen Anwendung des RBA resultieren. Eine differenzierte Risikobewertung soll künftig auch geringere Risiken besser erkennen und entsprechend weniger restriktive Massnahmen ermöglichen. Parallel dazu bereitet die Schweiz mit dem neuen Transparenzregister die Umsetzung aktueller FATF-Standards vor, indem wirtschaftlich Berechtigte juristischer Personen zentral erfasst werden. Das Register wird nicht öffentlich sein, sondern nur ausgewählten Behörden und Finanzintermediären zugänglich gemacht, um Datenschutz und Transparenz in Einklang zu bringen. Für Finanzdienstleister bedeutet dies eine verbesserte Grundlage zur Plausibilisierung von Kundeninformationen, erfordert aber auch Anpassungen bei Prozessen, Schulungen und Systemen, um die neuen Anforderungen effizient umzusetzen.

Inmitten all dieser Veränderungen zeigt sich, dass die Governance-Strukturen der Finanzinstitute eine Schlüsselrolle einnehmen. Klare Verantwortlichkeiten und eine starke Unternehmenskultur sind zentrale Erfolgsfaktoren, wie nicht zuletzt die Krise der Credit Suisse verdeutlicht hat. Das Senior Managers Regime (SMR) wird als mögliche Lösung diskutiert, um die eindeutige Zuweisung von Aufgaben und individuelle Rechenschaftspflicht auf Führungsebene sicherzustellen. Dies könnte sowohl die interne Steuerung als auch die externe Aufsicht verbessern und die internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken. Gleichzeitig sind der erhöhte administrative Aufwand und die rechtlichen Risiken für Führungskräfte zu berücksichtigen, sodass eine sorgfältige Abwägung erforderlich bleibt. Neben formalen Strukturen hebt die Governance-Debatte auch die zentrale Rolle einer werteorientierten Unternehmenskultur hervor, die Transparenz, Verantwortungsbewusstsein und Integrität fördert. Eine gelebte Kultur schafft Vertrauen, unterstützt ein proaktives Risikomanagement und ist entscheidend für die langfristige Resilienz und Glaubwürdigkeit von Finanzinstituten.

 

Bitte klicken Sie auf das gewünschte Themenfeld, um zu den Beiträgen zu gelangen.

ALLE BEITRÄGE IN DER ÜBERSICHT

Finanzplatz Digitalisierung Geldwäschereibekämpfung Governance Sustainable Finance Risk Management

 


Ausgewählte Publikationen

 

Mehr als Regeln: Warum Unternehmenskultur für wirksame Governance entscheidend ist

Vertrauen, Transparenz und proaktives Risikomanagement als Erfolgsfaktoren

Zum Beitrag

Neue Wege der Verantwortung: Das Senior Managers Regime im Fokus

Einordnung und Bewertung - ein Beitrag zur Governance-Debatte

Zum Beitrag



Aktualisierung der FATF-Leitlinien zu AML/CFT-Massnahmen

«De-Risking» und «Financial Exclusion» aufgrund von unsachgemässer RBA-Anwendung

Zum Beitrag

Transparenzregister: Gesetzesentwurf in parlamentarischer Prüfung

Bundesrat überarbeitet Vorlage unter Berücksichtigung der Kritik

Zum Beitrag



«It’s the data quality, stupid!» - wenn fehlerhafte Daten Millionen kosten

Datenqualität als Schlüssel im Kontext von Regulierungsprojekten und Effizienzsteigerungen

Zum Beitrag

Bundesrat entscheidet über Schweizerischen Regulierungsansatz für KI

KI-Konvention des Europarats wird ratifiziert und in nationales Recht übernommen

Zum Beitrag



Die Schweizer E-ID: Der elektronische Identifikationsnachweis rückt im zweiten Anlauf näher

Mögliche Implikationen für den Finanzplatz nach der Verabschiedung des BGEID

Zum Beitrag

Erhöhte Transparenz und verbesserter Anlegerschutz durch präzisierte Verhaltenspflichten nach FIDLEG/FIDLEV

Das FINMA-Rundschreiben 2025/2 klärt Auslegungsfragen

Zum Beitrag



Geopolitische Turbulenzen: Studie nimmt Schweizer Finanzplatz in den Fokus

Publikation der SBVg und zeb enthüllt Strategien für Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit

Zum Beitrag

KI im Finanzsektor: FINMA weist auf Erfordernisse von Governance und Risk Management hin

Die Aufsichtsmitteilung 08/2024 zeigt potenziell Handlungsbedarf zur Kontrolle von KI-Risiken auf

Zum Beitrag



Der Weg zur integrierten Berichterstattung: Komplexität meistern, Mehrwert schaffen

Wie Unternehmen die Herausforderungen bewältigen und von den Vorteilen profitieren

Zum Beitrag

Ökologische Nachhaltigkeit – Schweizer Retailbanken nur Mittelmass

Das WWF Retailbanken-Rating 2024 untersucht den aktuellen Stand der Umsetzung

Zum Beitrag

09.07.2025




Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

Die von Ihnen angegebenen Daten werden ausschliesslich zum Personalisieren unseres Newsletters verwendet und nicht an Dritte weiter gegeben. Die Angaben sind freiwillig. Zu statistischen Zwecken führen wir ein Link-Tracking durch.